(eh)- Vier Stühle standen bereit im leicht erhöhten Kirchenschiff. Rahel Fritschi, Sozialdiakonin, hatte sich mit ein paar treffenden Fragen auf das Interview mit dem Ehepaar vorbereitet. Jan, der älteste Sohn der beiden, hatte auch einiges beizusteuern und brachte sich mit seiner offenen und fröhlichen Art ins Geschehen ein.
Dass sich die Auszeichnung "Berufsbildner des Jahres 2023" nur mit Begeisterung und Enthusiasmus erarbeiten lässt, zeigten die locker vorgebrachten Erklärungen Kevin's auf. Dass solches nur funktioniert, wenn die Lehrlinge ebenso für ihr Handwerk brennen, wie ihr Lehrmeister und auch die ganze Familie mitmacht, ist gut vorstellbar. Immer wieder steckte er das Publikum mit seinem herzlichen Lachen an. Er ermuntere seine Schnupperlehrlinge, sich die Stimmung und das Klima des jeweiligen Betriebes genau anzuschauen. Denn nur, wo man sich wohl fühle, stehe man morgens um ein Uhr gerne auf und freue sich auf die Aufgaben des Tages. Er habe in den letzten Jahren nur gute Lernende gehabt.
Zur Frage über die "Bäckerkrone 2024" meinte er, man habe ihm geraten, sich anzumelden. Er habe ein professionelles Dossier erstellen lassen und habe dann, nach Gesprächen mit der Jury, die 55 Mitbewerber (60 laut Jan) stehen lassen und den Preis gewonnen. Diese Prämierung empfinde er wie ein Ritterschlag (werden auch Piraten zum Ritter geschlagen? Anm. der Verfasserin). Und er sehe sich ein bisschen als Leuchtturm in der Bäckerbranche. Es stecke sehr viel Arbeit hinter dieser Auszeichnung und auch ein Team, das optimal zusammenarbeitet. Gute Gespräche während des Abwaschs, die Jungen ernst nehmen und sie motivieren sei ebenso wichtig wie die feinen und einwandfreien Zutaten in der Backstube.
Es gibt kein Produkt in der Bäckerstube, das ihnen besonders am Herzen liegt, meinten die beiden. Da sie alles von Grund auf herstellen, lieben sie jedes einzelne Backwerk. "Ich esse allerdings jeden Tag einen Berliner und bei uns gibt es immer schon sehr früh Grittibänzen, da wir diese selber sehr mögen", schmunzelt Sollberger. Die Söhne der beiden üben sich auch bereits an Sauerteigbrot und pinkigen Donuts (Lino). Sie dürfen sich an Mehl und Wasser ausprobieren und die Freude am Entstandenen spüren. Jan weiss allerdings noch nicht, ob er Bäcker oder doch lieber Schreiner werden will.
Überhaupt ist die Familie das Wichtigste, aber auch die Dorfgemeinschaft und der Fussballclub. Das alles pflegen sie. "Was man ausstrahlt, kommt irgendwann zurück". Eine weitere treffende Kernaussage von Kevin Sollberger. Auf die Fragen, ob sie sich auch Zweisamkeit gönnen, erwidern sie lachend, dass dies nicht so einfach sei. Dass sie aber immer wieder kurze Zeiten für sich alleine nehmen. "Obwohl wir Tag und Nacht zusammen sind, haben wir uns immer etwas zu erzählen. Manchmal bin ich müde, aber das Team, die Familie trägt mich". Auch der Auftritt als ganze Familie ist den beiden wichtig.
Den Abend umrahmte das Quartett "Pansynfonie" stimmungsvoll mit ihren Panflöten und Melodien wie "Conquest of Paradise" und "Rivers of Babylon". Rahel Fritschi erklärte in ihrer Lesung die Bedeutung des Brotes in der Bibel und Jesus als Sattmacher. In Joh 6,35 steht "Ich bin das Brot des Lebens. Wer mir folgt, wird nie hungern." Diese Aussage will motivieren, sich Fragen nach dem eigenen Lebenshunger zu stellen. Sind wir satt an Glück und an Erfüllung am Ende des Tages und vielleicht sogar am Ende des Lebens?
Der grosszügige und fabelhafte Apéro aus Sollberger's Backstube verwöhnte und sättigte auf jeden Fall den Gaumen der zahlreichen Gäste und die angeregten Gespräche im Kirchgemeindesaal liessen auf einen gelungenen Abend zurückblicken.